Stunde Null?

Stunde Null?

Ruinenschleicher & Schachterleis

Im Mai 2025 ist es 80 Jahre her, dass der Zweite Weltkrieg in Europa und somit auch in München endete. Mit ihm ging die Terror-Herrschaft der Nationalsozialisten unter. Flächendeckende Verheerungen, die ihr rassistisch motivierter Vernichtungskrieg auf dem Kontinent und in vielen Köpfen angerichtet hatte, blieben.

Im Rahmen des Kulturprogramms Stunde Null? der Landeshauptstadt München zeigen wir nochmals den Dokumentarfilm Ruinenschleicher & Schachterleis aus dem Jahr 2023. Aus mehr als 60 Stunden Interviewmaterial entstand eine einstündige Dokumentation, die eindrücklich das Lebensgefühl der Kinder und Jugendlichen jener Zeit widerspiegelt – in einer in Trümmern liegenden Stadt.
Im Anschluss an den Film laden Peter Wagner (Truderinger Kulturkreis) und Michael von Ferrari (München-Zeitreisen) zu einer Gesprächsrunde mit Zeitzeuginnen ein, die allesamt die Befreiung Münchens und Bayerns durch die amerikanischen Truppen miterlebt haben.

Bereits ab 18:30 Uhr beginnt eine Bilderschau mit historischen Fotos aus Trudering und Umgebung aus den 1940er und 1950er Jahren. Ergänzt wird der Abend durch die Ausstellung „Die Kraft der Frauen“, organisiert von den OMAS GEGEN RECHTS München.

Die Stunde Null? Neuanfang für Deutschland

In München bildete sich in kürzester Zeit eine Ankunftsgesellschaft für Holocaustüberlebende und Hinterbliebene der Vernichtung, Verschleppte und Entwurzelte, Geflüchtete und Vertriebene, für Mitglieder der amerikanischen Streitkräfte wie für – aus dem Exil zurückgekehrte – Deutsche. Neues traf auf Altes, auf eine mehrheitlich NS-geprägte, gesellschaftliche Kontinuität.
Die Aufgaben dieser sich neu bildenden Gesellschaft – die unserer Eltern und Großeltern – wirken aus heutiger Sicht fast unbewältigbar. Der Schriftsteller und Journalist Walter Kolbenhoff beschrieb die Stadt in den Jahren 1946 / 47 als trostlose, surreal anmutende Wüste: „Mal konnte man kilometerweit sehen, dann wieder ging man durch Schluchten, zu beiden Seiten ragten die Trümmerhaufen hoch.“ Für die Schriftstellerin Erika Mann war Bayern 1945 / 46 ein verlorenes Land, „nicht menschenerkennbar“.
Wie konnte unter diesen Bedingungen überhaupt ein Neuanfang in München gelingen?
Wie konnte eine Demokratie wachsen? Wie wurden totalitäre Erbschaften jenseits von Verleugnung und Gleichgültigkeit behandelt? Wo verläuft die Grenze zwischen Erinnerung, Verdrängung und Ideologie? Wie ging die sich konstituierende Stadtgesellschaft mit dem „Mitgebrachten“ der Neumünchner*innen, mit ihrer jeweiligen Herkunft, Kultur und ihren Erfahrungen um? Was wird ausgewählt, was weggelassen, wer wird integriert, wer übersehen?
Damals wurden in Politik und Gesellschaft Weichen gestellt, die bis heute unser Zusammenleben beeinflussen. Das Programm „Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind.“ möchte mit mehr als 130 Partner*innen genau daran erinnern – verbunden mit den für uns heute kaum vorstellbaren Ängsten, Hoffnungen und Leistungen all derjenigen Menschen, die im Jahr 1945 und danach in München einen neuen Anfang versuchten.

30.04.2025
|
Vorprogramm 18:30 Uhr – Filmbeginn 19 Uhr

10 Euro

Jetzt Ticket buchen!